Berufsschullehrerverband Sachsen - Anhalt e.V.

Landesverband im Bundesverband der Lehrer an beruflichen Schulen

PM Vabanquespiel Schulstart: Irrlichtern zwischen Hoffen und Bangen?

BvLB fordert: Schule ganzheitlich neu denken!

Fast alle Bundesländer sind ins neue Schuljahr gestartet. Auf Schulstart folgte Schulschließung. Das wirft viele Fragen auf: Was heißt „Normalität“ in dieser Zeit? Was „Rückkehr zum Regelschulbetrieb“ an berufsbildenden Schulen? Wie wird sich die Pandemie im Herbst und Winter entwickeln? Und die Wirtschaft? Welche Schlussfolgerungen müssen daraus gezogen werden und welche Szenarien vorbereitet? „Hygienepläne, Maskenpflicht, Risikogruppen, Schul-Schließungsszenarien A-D, Konzepte und Fortbildungen für hybriden Unterricht und kompletten Distanzunterricht, die technische Ausstattung der Schulen, Schüler und Lehrer … Die bunte Palette an Themen rund um die Bildung ist riesig und jeder einzelne Aspekt ist viel zu essentiell, um auf der Prioritätenliste nach hinten zu rutschen“, sagt Eugen Straubinger, Vorsitzender des Bundesverbandes der Lehrkräfte für Berufsbildung.

Die weiteren 500 Millionen Euro für Dienstlaptops für Lehrkräfte, die Bund und Länder avisiert hatten, um einen Mix aus Distanz- und Präsenzunterricht gesichert gewährleisten zu können, soll nach dem Willen der großen Koalition jetzt aus EU-Mitteln finanziert werden. Doch Geld allein ist nicht die Lösung. Das hat bereits der Digitalpakt deutlich gezeigt. „Um hier die schleppende Umsetzung in Erfolge ummünzen zu können, müssen vor allem bürokratische Hürden abgebaut werden. Verwaltungsprozesse müssen angepasst und beschleunigt werden. Das setzt Optimierungswillen voraus“, sagt Joachim Maiß, ebenfalls Bundesvorsitzender des BvLB, und betont: „Bisher wurden Bildungsvisionäre, die Veränderungen auf allen Ebenen forderten, müde belächelt. Jetzt muss genau das in rasender Geschwindigkeit umgesetzt werden“.

Tablets für alle Schüler und Dienstlaptops für Lehrkräfte als digitale Grundausstattung sind absolut überfällig. Aber was, wenn es in der Schule keinen Breitbandanschluss und keine Whiteboards gibt?

Was, wenn es keine Dozenten zur Fortbildung von Lehrkräften für E-Didaktik gibt? Was, wenn nicht klar ist, welche IT-Programme zur Unterrichtsgestaltung genutzt werden dürfen? Wenn die, die zwar datenschutzkonform sind, technisch aber nicht funktionieren? Und die, die verlässlich funktionieren, in einigen Bundesländern dem Datenschutz zum Opfer fallen.

Jenseits all dieser Fragen fordert der BvLB die Politik auf, nicht nur leere Worthülsen zu produzieren, sondern gemeinsam gute tragfähige und vor allem auch zukunftsweisende Lösungen im Dialog mit den Lehrkräften zu entwickeln. „Das beginnt bei den Schulgebäuden, die eher Kasernen aus vergangenen Zeiten gleichen und sowohl einer modernen Bildung als auch den geforderten Hygienemaßnahmen längst nicht gerecht werden. Das setzt sich über Bildungskonzepte fort, die im Gestern verhaftet sind, und mündet im systemischen Starrsinn, nicht flexibel und gekonnt auf Krisen so zu reagieren, dass die Bildung nicht hinten runterfällt“, sagt Straubinger.

Maiß ergänzt: „Wir müssen Bildung auf allen Ebenen völlig neu denken, entsprechend umsetzen und immer wieder nachjustieren, denn das deutsche Bildungssystem muss endlich modern und zukunftsfähig aufgestellt werden.“ Nur so können die jungen Menschen, auf die sich ständig wandelnden Anforderungen der Arbeitswelt vorbereitet werden. Ihnen müssen die besten Voraussetzungen für den Start in ein erfolgreiches Berufsleben ermöglicht werden. „Unbestritten ist dies ein Projekt nie dagewesenen Ausmaßes. Die Erkenntnis, man hätte in den letzten Jahren und Jahrzehnten bereits andere Wege einschlagen müssen, bringt jetzt nichts. Die Berufsbildner haben gezeigt, dass sie sich mit kreativen Ideen samt pragmatischer Umsetzung den Herausforderungen stellen“, sagen Maiß und Straubinger unisono.